Das Verhältnis von Islam und Christentum gilt für viele Europäer und Amerikaner als ausgesprochen problematisch. Auch wird immer wieder die Meinung vertreten,"der" Islam brauche dringend eine Aufklärung und müsse sich grundlegend reformieren.
An dieser Stelle wird der Blick in die Geistesgeschichte des Islam dringend notwendig, weil allein die Vielfalt islamischer Ausprägungen seit den Anfängen im 7. Jahrhundert nachdenklich machen müsste. So zeigt die Koran-Auslegung der ersten Jahrhunderte bereits eine verstärkte systematische Einbeziehung der Vernunft und ein generelles Offensein für andere Denkweisen. Der Transfer der griechischen Philosophie durch arabische Übersetzer und Kommentatoren erweitert das islamische Glaubensverständnis mit Erkenntnismustern, die von der Vernunft geprägt sind. Das gilt nicht nur für die wissenschaftlichen Aufbrüche von Bagdad und Córdoba als Kulturmetropolen des Mittelalters.
In der Gegenwart findet sich in einigen Konzepten islamischer Theologie und Philosophie der Bezug zur theoretischen und praktischen Vernunft im Sinne Immanuel Kants. Dies gilt besonders für die Schia.
Europäisch - Definitionsversuch:
Der moderne Begriff der Vernunft ist weitgehend durch die Aufklärung und besonders durch Immanuel Kant geprägt: Menschliches Denken ist in der Lage, Sachverhalte und Wirkungszusammenhänge zu beschreiben. Das geschieht durch Beobachtung, Erfahrung und mit der Entwicklung theoretischer Prinzipien und Konzepte zur Erfassung der Wirklichkeit. Die Ergebnisse sind logisch nachvollziehbar und unabhängig von Glaubensvorstellungen nachprüfbar. Hier handelt es sich um die theoretische Vernunft. Wenn es jedoch um das Handeln geht, werden die Kriterien der praktischen Vernunft wirksam, die sich mit moralischen Fragen auseinandersetzt und ethische Lebensorientierung geben kann. Es ist allerdings auch möglich, die praktische Vernunft an Prinzipien von [ökonomischem) Erfolg und Effizienz auszurichten.
Seyyed Hossein Nasr: Ideal and Realities of Islam with a New Preface
by Titus Burckhardt. San Francisco: Aquarian (HarperCollins 1994, 198 pp., index
- Information: Google Books
Ulrich Rudolph (Hg.): Abū Naṣr al-Fārābī:
Berlin: De Gruyter 2022 (August)
Georg Cavallar: Islam, Aufklärung und Moderne.
Stuttgart: Kohlhammer 2017 - Mehr zum Buch (mit Inhaltsverzeichnis):
--- J.R.T.M. Peters: God's Created Speech.
A study in speculative theology of the Mu'tazili Qadi
l-Qudat Abu l'Hasan Abd al-Jabbar bn Ahamad al-Hamadani.
Leiden (NL): Brill 1976
--- Inhaltsverzeichnis und 55 Seiten Leseprobe: hier
des Mediziners, Philosophen und Mystikers
Ibn Sina (latinisiert = Avicenna, 980–1037) statt.
Die gegenteilige Meinung legte der berühmte spanische Arzt und Philosoph
Ibn Rushd (latinisiert = Averroës, 1126–1198) dar.
Er stand in der rationalistischen Entwicklungslinie des Aristoteles,
den er umfassend aktualisierend kommentierte.
Ebenso intensiv verlief die Auseinandersetzung des Averroes mit
Abû Hâmid Muhammad ibn Muhammad al-Ghazali (1058-1111)
Diese zeigte sich besonders in der Spannung von aristotelischer Philosophie, Rechtssetzung der Glaubenspraxis, Mystik und vernunftgemäßer Theologie.
Insgesamt ging es um die Übernahme der hellenistischen Philosophien und einer daraus zu entwickelnden
Koran-Hermeneutik mit den dazugehörigen
Evidenz-Kriterien. Al-Ghazali wirkte hier eher rückwärts orientiert, obwohl er sich auch auf die artistotelelische Logik und Ethik bezog.
Insgesamt wirkten aufklärerische Tendenzen auch in den Sufismus hinein. Dies lässt sich besonders deutlich an Ibn Arabi von Murcia (1165-11240) zeigen.
Die Philosophie des Averroës beeinflusste darüber hinaus die gesamte mittelalterliche christliche Theologie, besonders die Universität Paris. Das Verbot des Averroismus im Jahre 1270 durch den Pariser Bischof Templier hatte nur begrenzte Wirkung.
Vgl. dazu auch den Artikel auf acadmia.edu (Januar 2017, 19 S.)
INHALTS-ÜBERSICHT
An dieser Stelle wird der Blick in die Geistesgeschichte des Islam dringend notwendig, weil allein die Vielfalt islamischer Ausprägungen seit den Anfängen im 7. Jahrhundert nachdenklich machen müsste. So zeigt die Koran-Auslegung der ersten Jahrhunderte bereits eine verstärkte systematische Einbeziehung der Vernunft und ein generelles Offensein für andere Denkweisen. Der Transfer der griechischen Philosophie durch arabische Übersetzer und Kommentatoren erweitert das islamische Glaubensverständnis mit Erkenntnismustern, die von der Vernunft geprägt sind. Das gilt nicht nur für die wissenschaftlichen Aufbrüche von Bagdad und Córdoba als Kulturmetropolen des Mittelalters.
In der Gegenwart findet sich in einigen Konzepten islamischer Theologie und Philosophie der Bezug zur theoretischen und praktischen Vernunft im Sinne Immanuel Kants. Dies gilt besonders für die Schia.
1. Der Begriff der Vernunft
Europäisch - Definitionsversuch:
Der moderne Begriff der Vernunft ist weitgehend durch die Aufklärung und besonders durch Immanuel Kant geprägt: Menschliches Denken ist in der Lage, Sachverhalte und Wirkungszusammenhänge zu beschreiben. Das geschieht durch Beobachtung, Erfahrung und mit der Entwicklung theoretischer Prinzipien und Konzepte zur Erfassung der Wirklichkeit. Die Ergebnisse sind logisch nachvollziehbar und unabhängig von Glaubensvorstellungen nachprüfbar. Hier handelt es sich um die theoretische Vernunft. Wenn es jedoch um das Handeln geht, werden die Kriterien der praktischen Vernunft wirksam, die sich mit moralischen Fragen auseinandersetzt und ethische Lebensorientierung geben kann. Es ist allerdings auch möglich, die praktische Vernunft an Prinzipien von [ökonomischem) Erfolg und Effizienz auszurichten.
Zur arabischen Begrifflichkeit:
--- Kalam = an der Vernunft orientiertes theologisches
Streitgespräch: https://de.wikipedia.org/wiki/Kal%C4%81m
--- Aql = Denkvermögen als Basis für den Erkenntnisakt
und Brücke für den Glauben an Gott
(Sure 3,7; 16,78; 22.46; 356,41-42; 67,10).
Streitgespräch: https://de.wikipedia.org/wiki/Kal%C4%81m
--- Aql = Denkvermögen als Basis für den Erkenntnisakt
und Brücke für den Glauben an Gott
(Sure 3,7; 16,78; 22.46; 356,41-42; 67,10).
Detaillierte Einführungen:
- Frank Griffel: The Formation
of Post-Classical Philosophy in Islam
Oxford University Press (UK) 2021, 656 pp., index
>>> Inhaltsverzeichnis (academia.edu) >>>
>>> Präsentation mit Inhaltsverzeichnis unter "Ein-Sichten" >>>
- Mohamed Turki: Einführung in die arabisch-islamische Philosophie.
Freiburg/Müchen: Karl Alber (Herder) 2015
Ausführliche Besprechung: hier Anthony Robert Booth: Analytic Islamic Philosophy.
London (UK): Palgrave Macmillan 2017, XV, 222 pp., illustr.
Analytische islamische Philosophie:
Griechisches Erbe, Al-Kindi,
Al-Farabi, Al-Ghazali, Avicenna, Averroes- Majid Fakhry: Islamic Philosophy, Theology and Mysticism.
A Short Introduction
Oxford (IK): 1997, reprinted also 2003, 159 pp., index
Information, contents, abstracts (amazon) - Ayman Shihadeh / Jan Thiele (Hg.):
Philosophische Theologie des Islam.
Der spätere Ascharismus im Osten und im Westen.
Leiden: Brill 2020 - Reza Hamid Yousefi: Einführung in die islamische Philosophie.
Eine Geschichte des Denkens von den Anfängen bis zur Gegenwart.
UTB 4082. Paderborn: W. Fink 2014
Ausführliche Besprechung >>> - Maha El Kausy-Friemuth / Reza Hajatpour /
Mohammed Abdel Rahem (Hg.):
Rationalität in der islamischen Theologie,
Band I: Die klassische Periode
Berlin u.a.: De Gruyter 2019, XVII, 492 S.
Seyyed Hossein Nasr: Ideal and Realities of Islam with a New Preface
by Titus Burckhardt. San Francisco: Aquarian (HarperCollins 1994, 198 pp., index
- Information: Google Books
Ulrich Rudolph (Hg.): Abū Naṣr al-Fārābī:
Die Prinzipien der Ansichten
der Bewohner der vortrefflichen Stadt.
Berlin: De Gruyter 2022 (August)
X, 232 S.
Georg Cavallar: Islam, Aufklärung und Moderne.
Stuttgart: Kohlhammer 2017 - Mehr zum Buch (mit Inhaltsverzeichnis):
2. Koran-Texte
„Und Er hat für euch die Nacht und den Tag dienstbar gemacht und die Sonne und den Mond; und die Sterne sind auf seinen Befehl hin dienstbar. Wahrlich, darin liegen Zeichen für die Leute, die Verstand haben“
(Sure 16.12).
(Sure 16.12).
„Willst du also Menschen dazu zwingen, Gläubige zu werden?“ Niemand steht es zu zu glauben, es sei denn mit Gottes Erlaubnis. Und er lässt (Seinen) Zorn auf jene herab, die ihre Vernunft (dazu) nicht gebrauchen wollen“ (Sure 10,99-100).
Aus „Lan Tabur“ (= nicht vergeblich), Themenregister des Al-Qur’an al-Karim
von Ibn Rassoul. Köln: Islamische Bibliothek 1993 S. 1153 |
3. Geschichtlicher Überblick
Wichtige Daten und wissenschaftliche Erkenntnisse (Zeittafel)
Wichtige Daten und wissenschaftliche Erkenntnisse (Zeittafel)
4. Die Richtung der Mu'taziliten
Entscheidend für die Vielfältigkeit islamischer Philosophie und Theologie ist die Auseinandersetzung mit der rationalistischen Glaubensschule der Mu'taziliten (auch: Mutasiliten – von arab. mu'tafil, Separatist; Zurückgezogener) Im Rahmen einer Vernunft geleiteten, Diskurs offenen, allerdings mehr spekulativen Theologie (kalam) setzten sie wie auch der zentralasiatische Aristoteles-Spezialist und Musikwissenschaftler
Abu Nasr Muhammad al-Farabi (870–950) als oberste Instanz das Verstehen im Sinne der Ratio ein.
Abu Nasr Muhammad al-Farabi (870–950) als oberste Instanz das Verstehen im Sinne der Ratio ein.
--- ADNANI, Razika: Les musulmans et
le lourd héritage d'une raison décriée
Le Monde Des Religions, 01.08.2018
--- ADANG, Camilla / SCHMIDTKE, Sabine / SKLARE, David (eds.):
A Common Rationality: Mu´tazilism in Islam and Judaism.
Istanbuler Texte und Studien Bd. 15. Würzburg: Ergon 2007, 520 S., Register
le lourd héritage d'une raison décriée
Le Monde Des Religions, 01.08.2018
--- ADANG, Camilla / SCHMIDTKE, Sabine / SKLARE, David (eds.):
A Common Rationality: Mu´tazilism in Islam and Judaism.
Istanbuler Texte und Studien Bd. 15. Würzburg: Ergon 2007, 520 S., Register
--- Al-JAHIZ: A Muslim Humanist for our Time
Beiruter Texte und Studien - BTS, Band 119
Würzburg: Ergon 2009, 295 S. --- Rezension von Hakan Özkan in:
Volume 55, Issue 1, 20. - 22.01.2005 - American University of Beirut
--- Raschid al-Gannuschi (* 1941)
Beiruter Texte und Studien - BTS, Band 119
Würzburg: Ergon 2009, 295 S. --- Rezension von Hakan Özkan in:
Volume 55, Issue 1, 20. - 22.01.2005 - American University of Beirut
--- Raschid al-Gannuschi (* 1941)
Der tunesische Politologe Raschid al-Gannuschi und die Verbindung von Islam und Demokratie
--- DHANANI, Alnoor: The Physical Theory of Kalam. Atoms, Space,
and Void in Basrian Mu'tazili Cosmology.
Leiden u.a.: Brill 1994, VII, 209 S., Register
and Void in Basrian Mu'tazili Cosmology.
Leiden u.a.: Brill 1994, VII, 209 S., Register
--- J.R.T.M. Peters: God's Created Speech.
A study in speculative theology of the Mu'tazili Qadi
l-Qudat Abu l'Hasan Abd al-Jabbar bn Ahamad al-Hamadani.
Leiden (NL): Brill 1976
--- Inhaltsverzeichnis und 55 Seiten Leseprobe: hier
--- Racha el OMARI: The Theology of Abū l-Qāsim al-Balkhī/al-Kaʿbī.
Leiden (NL): Brill 2016, 200 pp.
Leiden (NL): Brill 2016, 200 pp.
This is the first comprehensive monograph on the theology of Abū l-Qāsim al-Kaʿbī al-Balkhī (d. 319/931), a leading Muʿtazilī who flourished at the end of the Baghdādī school and at the beginning of the scholastic phase of Muʿtazilī history. The study of al-Kaʿbī’s theology has been hindered by historiographical barriers: the fragmentary nature of extant articles, and the difficulties of reconstructing their contexts. This work investigates the twofold challenge of recovering al-Kaʿbī’s theology on the basis of a source-critical reconstruction of major extant fragments. One result of this study positions al-Kaʿbī’s theology as influenced less by the precepts of a Baghdādī school, and guided more by his individual views and affinity for earlier independent Muʿtazilī positions ...
--- Sarah Stroumsa: Freethinkers of Medieval Islam. Ibn al-Rāwandī, Abū Bakr al-Rāzī,
and Their Impact on Islamic Thought. Leiden (NL): Brill 2016
and Their Impact on Islamic Thought. Leiden (NL): Brill 2016
---- Freethinkers of Medieval Islam focuses on the express denial of prophecy in the medieval Islamicate world. The development of Islamic freethinking is analyzed against the background of the significance of prophets in Islam. In her book, Sarah Stroumsa examines the image of freethinkers, and the repercussions of freethi
nking on Muslim, Jewish and Christian medieval thought. She argue that freethinking, as exemplified by figures like Ibn al-Rāwandī (9th C.) and Abū Bakr al-Rāzī (10th C.), was a pivotal phenomenon, that had a major impact on the development of Islamic thought. In the present context of religious violence carried out in the name of Islam, this book highlights the striking existence of independent freethinking in the world of Islam.
nking on Muslim, Jewish and Christian medieval thought. She argue that freethinking, as exemplified by figures like Ibn al-Rāwandī (9th C.) and Abū Bakr al-Rāzī (10th C.), was a pivotal phenomenon, that had a major impact on the development of Islamic thought. In the present context of religious violence carried out in the name of Islam, this book highlights the striking existence of independent freethinking in the world of Islam.
5. Ibn Rushd / Averroes (1126-1198)
Ibn Sina / Avicenna (980-1037) und al Ghazali (1058-1111)
Eine intensive Auseinandersetzung fand mit den neuplatonischen Positionendes Mediziners, Philosophen und Mystikers
Ibn Sina (latinisiert = Avicenna, 980–1037) statt.
Die gegenteilige Meinung legte der berühmte spanische Arzt und Philosoph
Ibn Rushd (latinisiert = Averroës, 1126–1198) dar.
Er stand in der rationalistischen Entwicklungslinie des Aristoteles,
den er umfassend aktualisierend kommentierte.
Omar Merzoug --- Avicenne. Ou l'islam des Lumières
Paris: Flammarion 2021, 416 pp.- Zur Metaphysik von Avicenna (Ibn Sina):
The Universal Science (ʿIlm-i kullī) by Mahdī Ḥāʾirī Yazdī
Hg.: Saiyad Nizamuddin Ahmad.
The Modern Shīʿah Library, Band 2
Leiden: Brill
2017, XII, 2014 pp.
)
.Rezension von Frank Griffel
in "Journal of World Philosophies",
3/2018, p. 169-173 >>> - Jules Janssens: The Physics of Avicenna Latinus
and Its Sigificance for the Reception
of Aristotle in the West
In: - Simone von Riet / Jules Janssens / André Allard (eds.): Avicenna Latinus
--- Liber Primus Naturalium. Tractatus seundus:
De motu et de consimilibus.
Leuven: Peeters 2006
Rezension in: British Journal of the History of Science,
Vol. 41, Issue 1, pp. 131-132
--- Tractatus Tertius. De his qui habent naturalium
ex hoc quod habent quantitatem.Édition critique.
Leuven (B): Peeters 2017; VI-22*, p. 377-537 - Ortwin Gebauer: Das Verhältnis von Vernunft und Offenbarung bei Averroes
und Thomas von Aquin. Eine vergleichende Studie.
St. Ottilien: EOS 2018, 160 S. --- Verlagsinfo mit Autorenhinweis: hier - Avicenna. Ein Muslim im Kirchenfenster (spektrum.de, 01.01.2003)
Paris - Ausgabe 1994 zu: Table Ronde UNESCO 9-10 décembre 1985 |
Abû Hâmid Muhammad ibn Muhammad al-Ghazali (1058-1111)
Diese zeigte sich besonders in der Spannung von aristotelischer Philosophie, Rechtssetzung der Glaubenspraxis, Mystik und vernunftgemäßer Theologie.
Koran-Hermeneutik mit den dazugehörigen
Evidenz-Kriterien. Al-Ghazali wirkte hier eher rückwärts orientiert, obwohl er sich auch auf die artistotelelische Logik und Ethik bezog.
Insgesamt wirkten aufklärerische Tendenzen auch in den Sufismus hinein. Dies lässt sich besonders deutlich an Ibn Arabi von Murcia (1165-11240) zeigen.
Die Philosophie des Averroës beeinflusste darüber hinaus die gesamte mittelalterliche christliche Theologie, besonders die Universität Paris. Das Verbot des Averroismus im Jahre 1270 durch den Pariser Bischof Templier hatte nur begrenzte Wirkung.
Erst auf dem 5. Laterankonzil 1513 unter Papst Leo X. wurden auch mit dem Averroismus zusammenhängende Denkkategorien kirchenamtlich verboten.
Innerhalb der sunnitischen Theologie und Philosophie versuchten die Asha'riten , (begründet von Al-Ash'ari, 874-936) wie Fakhr al-Din al-Razi (1149-1209) eine vermittelnde Position zwischen Mu'taziliten und Schafi'iten (wie al-Ghazali) einzunehmen.
Allerdings kam es bereits im 12./13. Jahrhundert dazu, dass kaum noch neue Ideen diskutiert wurden, weil die Theologen (auch im Interesse islamischer Herrscher) in ihrer Jurisdiktionsfunktion die freie Forschung mehr und mehr einschränkten. Außerdem sollte das Tor der (freien) Auslegung (Idjitihad oder Idschtihad) geschlossen werden, um neue Interpretationen nicht mehr zu ermöglichen. Hier spielt der Theologe und Vertreter der hanbalitischen Rechtssschule Ibn Taimiya (1263-1321) eine problematische Rolle.
Allerdings kam es bereits im 12./13. Jahrhundert dazu, dass kaum noch neue Ideen diskutiert wurden, weil die Theologen (auch im Interesse islamischer Herrscher) in ihrer Jurisdiktionsfunktion die freie Forschung mehr und mehr einschränkten. Außerdem sollte das Tor der (freien) Auslegung (Idjitihad oder Idschtihad) geschlossen werden, um neue Interpretationen nicht mehr zu ermöglichen. Hier spielt der Theologe und Vertreter der hanbalitischen Rechtssschule Ibn Taimiya (1263-1321) eine problematische Rolle.
- Tilman NAGEL: Die Festung des Glaubens.
Triumph und Scheitern des islamischen Rationalismus
im 11. Jahrhundert. München: C.H. Beck 1988, 422 S., Register
Rezension in Bulletin of the School of Oriental and African Studies,
Vol 53, Issue 1, February 1990, pp. 130-131 - Vgl. Frank Griffel: Ibn Taymiya and His Asha'rite Opponents
on Reason and Revelation.
Similarities, Differences and a Vicious Circle.
The Muslim World Vol 108 (January 2018), p. 12-39
In der Neuzeit zeigen sich jedoch in der islamischen Philosophie und Theologie (sowohl in der sunnitischen wie in der schiitischen Richtung) verstärkt Tendenzen im Sinne einer Weiterentwcklung averroistischer Konzepte und mu'tazilitischer Denkkategorien.
Eine bedeutende Transferrolle spielt der schiitische Philosoph und Theologie
Sadr ad-Din Shirazi - Mulla Sadra (um 1571/72 - 1640). In der Folge von Shihab al-Din al-Suhrawardi
(1153-1193) ist er der wichtigste Vertreter der illuminationistischen Philosophie und überhaupt der bedeutendste Philosoph seit Avicenna .
Eine bedeutende Transferrolle spielt der schiitische Philosoph und Theologie
Sadr ad-Din Shirazi - Mulla Sadra (um 1571/72 - 1640). In der Folge von Shihab al-Din al-Suhrawardi
(1153-1193) ist er der wichtigste Vertreter der illuminationistischen Philosophie und überhaupt der bedeutendste Philosoph seit Avicenna .
INHALTS-ÜBERSICHT
1. Der Begriff der Vernunft - oder: Was ist Aufklärung?
2. Koran-Texte
3. Geschichtlicher Überblick
3.1. Aufklärerische und dogmatische Entwicklungen
3.2. Sufismus
3.3. Traditionalistische Einflüsse im Mittelalter
3.4. Neuzeitliche Bewegungen
3.1. Aufklärerische und dogmatische Entwicklungen
3.2. Sufismus
3.3. Traditionalistische Einflüsse im Mittelalter
3.4. Neuzeitliche Bewegungen
4. Islamische Philosophie und Mystik im Mittelalter – zwei Beispiele
4.1. Averroes
4.2. Ibn Arabi von Murcia
4.1. Averroes
4.2. Ibn Arabi von Murcia
5. Aufklärende Bibel-Interpretation
6. Hermeneutisch-reformerische Versuche in der islamischen Theologie
A. Eine kleine Buchpräsentation
B. Beispiele islamischer Reformtheologen
6.1. Farid Esack
6.2. Hamid Nasr Abu Zaid
6.3. Leila Babes
6.4. Mouhanad Khorchide
6.5. Ankara-Schule
A. Eine kleine Buchpräsentation
B. Beispiele islamischer Reformtheologen
6.1. Farid Esack
6.2. Hamid Nasr Abu Zaid
6.3. Leila Babes
6.4. Mouhanad Khorchide
6.5. Ankara-Schule
7. Bilanz
Download des gesamten Beitrags (mit Passwort): hier
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Weiterführendes Material: Mittelalter und Moderne
- Islamische, jüdische und christliche Philosophie
- nicht nur des Mittelalters - Auseinandersetzung und Dialog mit dem Islam
- im christlichen Mittelalter
- Die religionsgeschichtliche Bedeutung
der Iberischen Halbinsel für den Trialog - Averroes und Averroismus - Erkenntnis im Horizont der Transzendenz
- "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen" - Europa üben ...
- Aspekte zum Islam in Europa
- Islam und Moderne - ein Widerspruch?
KWI-Symposium Essen, Mai 2018 - Lamya Kaddor (Hg.): Muslimisch und liberal.
Was einen zeitgemäßen Islam ausmacht.
München: Piper 2020, 320 S.
Verlagsinfo - Inhaltsangabe - Leseprobe >>> - Mohammed Arkoun: Islam und Moderne (2004)
- Daniel Brown: Rethinking tradition in modern Islamic thought.
Cambridge Middle East Studies 5.
Cambridge, NY (USA): Cambridge Univ. Press 1996, X, 185 pp., index
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe: hier - Malek Chebel: L'islam et la raison. Le combat des idées.
Paris: Perrin 2005, 239 pp. «L'islam apolitique de nos grands-parents
a perdu» Interview in Le Figaro, 14.11.2016 - Notwendigkeit und Schwierigkeiten:
Zur Erneuerung der Koran-Interpretation - Angelika Neuwirth: Islam, Koran und Aufklärung
(MiGAZIN, 21.11.2013) - Frank Griffel (Yale University):
Islamische Philosophie und westliche Forschung
Die Geschichte einer (bislang) nicht immer glücklichen Beziehung
--- Islam IQ, 05.04.2014 - Festschrift für Reinhard Schulze:
Islam in der Moderne
- Moderne im Islam (Brill 2018) - Muhammad Sharour: Islam and Humanity.
Consequences of a Temporary Reading.
Berlin & London: Gerlach Press 2017, 224 pp.
Verlagsinformation mit Inhaltsverzeichnis: hier
New York: W.W. Norton & Norton 2017, 234 pp. |
Vgl. auch die weiterführenden Links bei den
islamischen Reformdenker/innen
islamischen Reformdenker/innen
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