Donnerstag, 1. November 2018

Aleida und Jan Assman - Chancen und Herausforderung durch ein gemeinsames kulturelles Gedächtnis

Am Stand der FAZ, 12.10.2018

Wien: Picus-Verlag 2016, 180 S.
Verlagsinfo + Rezension: hier

Die beiden Forscher haben zum  heutigen Verständnis der Religionen Wichtiges beigetragen: Das gilt besonders für die Betonung und die Herausstellung kulturwissenschaftlicher Analysen,
besonders von Aleida Assmann - sowie religionswissenschaftlicher Positionen bei Jan Assmann und die damit verbundene Monotheismuskritik im Horizont altägyptischer Religionen. 


"Der Monotheismus habe das killing for God erfunden und damit Bestialitäten und Exzesse ermöglicht, die in älteren Gesellschaften völlig unbekannt gewesen seien. Und als Assmann dann kontrastiv und in epischer Selbstbeseligung vom herrlichen Ägypten erzählte, als sei es das verlorene Paradies, konnte sich das Publikum des Eindrucks nicht erwehren, der Teufel persönlich habe bei der Erfindung des biblischen Gottes die Hand im Spiel gehabt und mitgeholfen, den Vielgötter-Himmel zu leeren und unbehauste Menschenkinder in das blutige Abenteuer der Moderne zu treiben."
Bericht der ZEIT  Nr. 29 (10.07.2008): 
Kam so die Gewalt in die Welt? Vor zweitausend Jahren revolutionierte der Mensch sein Weltbild und stürzte die alten Götter vom Thron.
Die Folgen der "Achsenzeit" sind noch heute zu spüren.


Wien: Picus-Verlag 2017, 192 S.
Diese Debatten bleiben also keineswegs im Theoretischen stecken, sondern beeinflussen die Auseinandersetzungen über die gegenwärtige Bedeutung und den gesellschaftlichen Einfluss der Religionen ganz wesentlich. Dadurch wird deutlich, dass Mitmenschlichkeit zwar schon immer von den Religionen eingefordert wurde, aber mehr auf der Basis von Barmherzigkeit, die in irgendeiner Weise auch die göttliche Belohnung beinhaltet. Das kann aber nicht genug sein, denn die Gesellschaft braucht eine soziale Struktur der Mitmenschlichkeit. Zu den Menschenrechten gehören die Menschenpflichten!

"Die für heute relevante Entwicklung löst sich seit dem späten Mittelalter vom karitativen Motiv und Almosengeist, indem sich Regeln der Höflichkeit und friedlicher Umgangsformen herausbilden, die nun nicht nur von säkularer, sondern im emphatischen Sinn auch von sozialer Natur sind, weil sie zugleich tief in die gesellschaftliche Struktur hineinwirken ... nicht mehr Status und Förmlichkeit oder das gemeinsame Regelwerk des Glaubens, sondern die Kommunikation als solche trägt und formt jetzt die Vergemeinschaftung ... Jede Identität, ob individuelle oder kollektive, ist ein Ringen um Anerkennung. Sie ist ständig von diesem zumindest stillschweigenden performativen Akt des sozialen Umfelds abhängig. Ein sehr prekärer Faktor nicht nur der menschlichen Existenz, sondern der menschlichen Freiheit."
Zitat aus dem Artikel von Andreas Zielcke in der SZ am 11.10.2018
Jenseits der Barmherzigkeit.  
In ihrem neuen Buch "Menschenrechte und Menschenpflichten 
plädiert die Kulturwissenschaftlerin für einen "neuen Gesellschaftsvertrag".
Vgl.: Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten von 1997
  


Mit ihren neueren Büchern bezieht sich das Ehepaar Assmann sehr deutlich auf Karl Jaspers und seine Herausstellung der Achsenzeit für ein Verständnis, das kulturelle Begrenzungen lokal und regional überschreitet.






















 "Achsenzeit", die weltgeschichtliche Veränderung in der Zeitperiode  um 500 v. Chr.  des  wird nicht nur zum hermeneutischen Schlüsselbegriff für das Weltverstehen und für die Bedeutung eines gemeinsamen Kulturgedächtnisses. "Achsenzeit" signalisiert zugleich den Gründungsmythos der Moderne. 
Die gesellschaftlich engagierte Dankesrede der Ausgezeichneten machte zugleich die Bedeutung von Karl Jaspers  für das Verstehen und das Beheben gegenwärtiger Probleme und Krisen in einer vielfach vernetzten Welt deutlich. Die Rede endete darum nicht zufällig mit einem Jaspers-Zitat: "Wahr ist, was uns verbindet".

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018 an Aleida und Jan Assmann

Ein kleiner Einblick in die zahlreichen Publikationen
 von Aleida und Jan Assmann
in die Buchmesse-Regalen des C.H. Beck-Verlages













































CC

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