Dienstag, 20. Februar 2018

Hasan Askari (1932 - 2008) - (Islamischer) Mystiker jenseits traditioneller Religionen (aktualisiert)

Syed Hasan Askari (geb. 1932 in Hyderabad, gest. 2008 in England) gehört zu den bedeutenden interreligiösen Brückenbauern. Indo-pakistanischer Herkunft und in Großbritannien beheimatet, beeindruckte seine Grenzen überschreitende Spiritualität. Als Professor für Religionswissenschaft lehrte er an verschiedenen Universitäten Europas, Asiens und in den USA: Aligarh (Indien), Beirut (Libanon), Amsterdam (Niederlande), Denver (USA) sowie am Centre for Christian Muslim Relations in Selly Oak, Birmingham (jetzt Centre for Islamic and Middle Eastern Studies der Universität Birmingham). Dort arbeitete er auch mit John Hick zusammen.
Sein "spiritual quest" und seine Erfahrungen religiöser Vielfalt sind von einem spirituellen Humanismus geprägt.
Von seinen vielen Veröffentlichungen sind nur einige noch im Buchhandel oder antiquarisch erhältlich. Auch im Internet sind nur wenigeTexte verfügbar:

Aufsätze in Deutsch


Interviews und Kommentare

Bücher und Texte

  • Inter-Religion - 1976
  • Society and State in Islam - 1977
  • Reflections of the Awakend - 1983
  • (Coedited with John Hick):
    The Experience of Religious Diversity - 1985
  • Spiritual Quest: An Inter-Religious Dimension.
    Pudsey, West Yorkshire )UK): Seven Mirrors 1991, 139 pp.
    Rezension: hier
  • (with David Bowen): Seers and Sages.
    Pudsey, West Yorkshire (UK): Seven Mirrors 1991, 292 pp.
  • Alone to Alone. From Awareness to Vision. Pudsey, West Yorkshire (UK): Seven Mirrors 1991, 292 pp.
    Dedicated to the Guiding Spirit of Plotinus
    Rezension: hier
  • Contemplation of Essence - 1994
  • The Charter of Spiritual Humanism - 1995
    Rede von Hasan Askari: Spiritual Humanism"
    in Hyderabad 1995
  • The Tree of Gnosis. 1996
  • Soul Beings. 1996
  • Masks of Divinity. 1996
  • Guidelines to the Study
    of the Soul - 1996
  • The Quranic Doctrine
    of the Soul - 1996
  • Solomon's Ring.
    The Life and teachings
    of a Sufi Master
    by Gul Hasan.
    Translated from Urdu
    by Hasan Askari.

    Walnut Creek, London, Delhi: Altamira Publ. 1998, 218 pp.
  • The Spiritual Response
    to Terrorism.

    Manuskript 2003, 142 pp.
  • From Interreligious Dialogue to Spiritual Humanism.
    Interreligious Insight 2004


Als langjähriger Partner in Dialog-Sitzungen, die vom Ökumenischen Rat der Kirchen und anderen Organisationen organisiert und unterstützt wurden, drängte Askari darauf, das interreligiöse Gespräch in die Lebenswirklichkeit des jeweils einzelnen zu transformieren.  
Der anglikanische Bischof
Kenneth Cragg (1913-2012), bedeutender christlicher Interpret islamischer Positionen, betrachtete ihn als einen der acht prominentesten muslimischen Denker des 20. Jahrhunderts.
Hasan Askari war zugleich Philosoph, Mystiker, Historiker und Sozialwissenschaftler. Seine religionswissenschaftliche Kompetenz wie seine mystische Erfahrungen führten ihn dazu, immer wieder einzelne Menschen und Einrichtungen der verschiedenen religiösen Traditionen aufzufordern, ihre selbst auferlegten Grenzen zu überwinden und auf neuen Ebenen des Verstehens miteinander zu kommunizieren.
Hasan Askari ist leider nicht sehr vielen Menschen als Brückenbauer bekannt geworden. Es ist darum eine wichtiger weiterführender Beitrag, dass Verwandte und Freunde von Hasan Askari den Spiritual Human Blog eingerichtet haben, in dem sie die Arbeit und Vision dieser Persönlichkeit beschreiben und weiter bekannt machen wollen.
Hasan Askari war übrigens auch Mitglied der
Interreligiösen Arbeitsstelle (INTR°A).












Mittwoch, 7. Februar 2018

Philosophische Orient-Okzident-Begegnungen - Mohamed Turki (aktualisiert)

Mohamed Turki am 26.01. 2018
an der Universität zu Köln
Mohamed Turki (geb. 1945 in Gabès) hat neben wissenschaftlichen Arbeiten in seinem Heimatland Tunesien seine interkulturellen Interessen durch das Studium der Philosophie, Romanistik und Soziologie an der Universität Münster vertieft. Das führte dazu, dass er eingeladen wurde, an den deutschen Universitäten Bremen, Gießen und Kassel, aber auch an den tunesischen Universitäten Sfax und Tunis zu lehren.  
Aufgrund seiner Verbindungen zur französischen Philosophie und Literatur beschäftigte er sich ausführlich mit Jean-Paul Sartres Existenzphilosophie, im Blick auf Deutschland mit Ernst Blochs utopischem Konzept "Prinzip Hoffnung" und mit der arabisch-islamischen Philosophie im Kontext philosophischer Strömungen in Europa und Amerika. Durch die Eröffnung bisher wenig bedachter interkultureller und  interreligiöser Perspektiven wurde er mit seiner interkulturellen Philosophie zu einem Brückenbauer zwischen arabischen und westlichen Philosophien und ein Vermittler der Kulturen.
Bei einem Vortrag im Rahmen der Gedenkveranstaltung für die 2017 verstorbene Philosophin Claudia Bickmann  zum Thema "Dimensionen der Freiheit" in Köln betonte er besonders die verschiedenen Freiheitskonzepte in der islamischen Philosophie und Theologie. Angesichts der Eroberung Ägyptens durch Napoleon im Jahre 1798 und den kolonialistischen Folgen war ein korrelativer Diskurs westlicher und östlicher Freiheitskonzepte faktisch unmöglich geworden.
Außerdem nahmen eurozentristische Vorurteile 
gegenüber dem Orient bedenklich zu, ja man konstruierte sich ein eigenes Orientbild (z.B. auch G.F. Hegel). Dieses beinhaltete zugleich einen Universalanspruch der europäischen Philosophie. Dadurch kamen wichtige Denkkonzepte der islamischen Vergangenheit nicht mehr zur Sprache. 
Dies ist bedauerlich, besonders im Blick  auf eine vernunftbasierte Willensfreiheit im Mu'tazilismus und der Geschichtsvergessenheit angesichts von Averroes / Ibn Rushd (1126-1198) und seinen Aristoteles-Kommentaren. Dieser großartige Denker wurde selbst in der christlichen Philosophie des Mittelalters nur noch der "Kommentator" (des Aristoteles) genannt. 
Er wehrte sich mit seinem Konzept der Willensfreiheit gegen die Ansichten des ebenfalls sehr einflussreichen Philosophen, Theologen, Juristen und Mystikers Muhammad al-Ghazali (1056-1111). 
Der "Kommentator" verwarf al-Ghazalis Verständnis von Gott als der einzigen Ursache. Denn al-Ghazali hatte dadurch faktisch die Willensfreiheit zugunsten der göttlichen Prädestination des Menschen eingeschränkt.

Die averroistischen Theorien des unendlichen Willens und der unbegrenzten Wirksamkeit Gottes lassen sich in vielfältige individuelle und anthropologische Zusammenhänge umsetzen. Dies geschieht unter Aufnahme averroistischer und mu'tazilitischer  Grundmuster in der Gegenwart verstärkt bei  islamischen Philosophen wie z.B. Mohamed Talbi (1921-2017), Mohamed Arkoun (1928-2010), Mohamed Abed Al-Jabri (1935-2010), Mohamed Aziz Lahbabi (1923-1993) und Malek Chebel (1953-2016). Es sind Weiterführungen im Sinne eines freiheitlich-humanistischen Menschenbildes .


CC













  • Sonntag, 4. Februar 2018

    Die Bibel Ludwigs des Heiligen

    Miniatur Ludwigs des Heiligen
    aus dem Ms M.240 
    Ludwig IX.- König von Frankreich -
    (1226-1270) galt wegen seiner intensiven Frömmigkeit als der Heilige. Nach innen war er von tiefer Spiritualität erfüllt, nach außen stellte er sich als heftiger Verfechter des christlichen Glaubens und begeisterter Promotor der Kreuzzüge dar. Das ihm gewidmete prachtvolle Exemplar gotischer Buchmalerei ist eine "Bible moralisée", also eine  Auswahl-Bibel, eine Variante der Biblia Pauperum (Bibel für die Armen im Geiste = die Unwissenden) bekannt. Hier werden  Alt- und neutestamentliche Episoden paarig nebeneinander gestellt. Die Illustrationen sind "moralisierende" Interpretationen nach einem typologischen Muster (z.B. Adam - Christus = neuer Adam). Die extrem künstlerisch aufwändige Bibel (biblia rica) des Königs gelangte zu seinen Lebzeiten nach Toledo. Dort trennte man seltsamerweise die letzten acht  Folioseiten heraus und versah sie mit einem Ledereinband. Es sind 56 Illustrationen, die mit einem Begleittext versehen sind. Sie stellen Szenen aus der Apokalypse des Johannes dar. Dieses Fragment befindet sich in der Pierpont Morgan Library, New York (Ms M. 240).
    Entstehungszeit: um 1235.


    Mehr zur Bibel Ludwigs des Heiligen: hier

    Die hier folgenden Beispielseiten stammen aus der Faksimile-Ausgabe des ADEVA-Verlags Graz 1995.
    Dort erschien auch der Kommentarband von Hans-Walter Stork 1995, 100 S., sw-Abb.


    Zum Vergrößern auf die Bilder klicken !


      Die 7 Wehen der Apokalypse                     Königsdarstellung und Schreiber


    Ankündigungs-Engel und siebenköpfiges Tier




















    Himmlisches Jerusalem und Weltgericht



















    Jesus als Weltenrichter im Jüngsten Gericht















    CC