Vgl. Bericht im NDR-Kultur (25.06.2017)
Die Lebensstationen von Georg Philipp Telemann:
Magdeburg, Hildesheim, Leipzig, Halle, Berlin, Sorau, Eisenach, Frankfurt/Main, Gotha, Hamburg, Paris und wieder Hamburg.
Musikalische Zentren des 18. Jahrhunderts in Europa: Mailand, Wien, Mannheim, Paris, London und Berlin (Universal-Lexikon)
In Paris sah er u.a. auch eine sog. Augen Orgel,
das "Clavecin oculaire" des Jesuitenpaters Louis-Bertrand Castel (1688-1757), eines Gegners der Reformation! Die dazu gehörende Schrift veröffentlichte Telemann 1739 !
Auf vielfältige, oft humorvolle Weise verinnerlichte Telemann imaginierte und reale Reisen in seinen Kompositionen. Auch sein Hamburger Blumengarten ist international: Dort lässt er Hyazinthen,Tulpen, Kakteen und Aloe sprießen. Kurzum: Grenzüberschreitungen zeichnen Telemanns Charakter auf allen Ebenen aus - ein wahrhaft europäischer Geist. Hier gleicht er sehr seinem inzwischen in London beheimateten Kollegen Georg Friedrich Händel.
Vgl. den Beitrag von Wolfgang Kostujak: "Grenzüberschreitungen im Kopf".
In: WDR / Stadt Herne (Hg.): "Aufbruch!. Rebellen, Reformer und Revolutionäre in der Musik zwischen Mittelalter und Neuzeit." 42. Tage Alter Musik in Herne 2017, S. 145-150
Mehr zum vielgestaltigen Genie Telemann in biografischen Aufzeichnungen >>>
Telemann, auf einer Bank sitzend - Denkmal in Záry (Sorau), Niederschlesien (Polen) |
Es gibt eine Reihe schöner Beispiele von Telemanns offenem interkulturellen Geist:
Hier kommen (natürlich im Geschmack der Zeit): Türken, Schweizer,
Russen und Portugiesen zum Klang.
Mit der Berliner Akademie für Alte Musik
(TWV 55:B5 / 2002, YouTube - anklicken und hören ...)
00:00 - Ouverture 06:15 - Menuet I alternativement. Menuet II 10:01 - Les Turcs 12:13 - Les Suisses 13:58 - Les Moscovites 15:32 - Les Portugais 17:17 - Les Boiteux (Die Hinkenden) 18:17 - Les Coureurs (Die Läufer)
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Musica Antiqua Köln - Reinhard Goebel (2017)
--- WDR 3, 04.10.2020:
In Telemanns selten gespielter exotischer Oper "Miriways" (1728) glänzen die Akademie für Alte Musik Berlin und ein barockes Starensemble mit Sängern wie André Morsch in der Titelpartie.
Was 1722 in Persien geschah, sorgt in europäischen Zeitungen für Schlagzeilen: Mir Wais, ein afghanischer Stammesfürst rebelliert gegen die persische Besatzung. Sein Nachfolger nimmt später die Hauptstadt Isfahan ein. 1723 veröffentlicht ein schwedischer Offizier, der als Leibwächter M?r Wais' gedient haben will, die Biographie "Der Persianische Cromwell, oder Leben und Taten des Miriways". "Miriways" ist in aller Munde. Georg Philipp Telemann, Hamburgs "Director musices" mit viel Gespür für den Puls der Zeit, greift den Hype auf und lässt über den Stoff ein Opernlibretto schreiben. Auf die historischen Fakten nimmt das wenig Rücksicht, dafür erzählt es in attraktivem exotischem Setting von dynastischen Verwirrungen, Intrigen, Liebesbeziehungen und viel Herzschmerz. Das ist ganz nach dem Geschmack des orientbegeisterten Publikums des Barock. "Miriways" wurde 1728 an der Gänsemarktoper in Hamburg uraufgeführt. Nach fast drei Jahrhunderten hat Reinhard Goebel die Partitur aus den Archiven gezogen und 1992 in Magdeburg eine Wiederaufführung realisiert. Unter der Leitung des kanadischen Dirigenten Bernard Labadie ist die Oper 2017 beim Hamburger Telemann-Festival an ihren Entstehungsort zurückgekehrt und jetzt als Live-Mitschnitt zu erleben.
Miriways: André Morsch, Bariton --- Sophi: Robin Johannsen, Sopran
Bemira: Sophie Karthäuser, Sopran --- Nisibis: Lydia Teuscher, Sopran
Murzah: Michael Nagy, Bariton --- Samischa: Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran
Zemir: Anett Fritsch, Sopran --- Geist / Scandor: Dominik Köninger, Bariton
Gesandter: Paul McNamara, Tenor
Akademie für Alte Musik Berlin, Leitung: Bernard Labadie
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Telemann-Konservatorium in Magdeburg |
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