Freitag, 21. Juli 2023

Kloster Marienrode - spirituelle und literarische Entdeckungen (aktualisiert)

Klosterkirche St. Michael

Augustiner und Zisterzienser
Das Kloster in Hildesheim-Marienrode wurde 1125 von Augustinern (vermutlich Augustiner Chorherren) gegründet, die dort bis 1259 lebten. Dieser Konvent nahm offensichtlich ein unrühmliches Ende.
1259 übernahm der Zisterzienser-Orden das Kloster. Die Mönche kamen aus dem abgebrannten Kloster Isenhagen bei Gifhorn. Als die Stadt Hildesheim im Jahr 1542 die lutherische Reformation annahm, blieb das Kloster Marienrode bei den "Altgläubigen."
Die wirtschaftlichen und geistlichen Probleme des Konvents nötigten immer wieder, 
Marienrode von anderen Klöstern her zu unterstützen:
1663 wurde darum der Johann Nigelgen, Mönch der Abtei Altenberg, zum Abt des Klosters Marienrode eingesetzt.
Der Konvent existierte bis zur Säkularisierung 1806, als die Mönche genötigt wurden, das Kloster zu verlassen. 


Klosterhof - rechts das Benediktinerinnen-Priorat
Die Wallfahrtskapelle
Neben der Klosterkirche  wurde im Mittelalter die Wallfahrtskapelle erbaut und den beiden heiligen Ärzten Cosmas und Damian gewidmet. Mehr zu Cosmas und Damian >
Als  verehrungswürdige Reliquie konnte man auf ein Stück der Dornenkrone Christi verweisen. Die heutige Torkapelle wurde 1792 von Grund auf neu errichtet. 


Klosterdomäne und 
evangelische Gemeinde
Ev.-luth. St. Cosmas- und Damian-Kirche
Mit der Aufhebung des Klosters im Jahre 1806 kam es unter staatliche Verwaltung. Es wurde wie alle durch die Säkularisation aufgehobenen Klöster Niedersachsens administrativ der Klosterkammer in Hannover unterstellt.
Das Klostergut wurde 1813 dem Oberforstmeister Carl Baron von Beaulieu-Marconnay überlassen - als Belohnung für sein Engagement in den deutschen Freiheitskämpfen.


Taufstein - Kanzelaltar -Lesepult















So kam ein protestantisches Element in die Geschichte des Klosters. Denn besonders die Ehefrau des Barons, Gräfin Henriette von Egloffstein, drängte auf die Möglichkeit evangelischer Gottesdienste. 
Schließlich wurde die ehemalige Wallfahrtskapelle auf der Domäne im Jahr 1831 der kleinen evangelischen Gemeinde übergeben. Der Innenumbau ermöglichte auch die Errichtung eines typisch protestantischen Kanzelaltars. Er betont den unmittelbaren Zusammenhang von Wort Gottes und Abendmahl.
1956 erhielt Marienrode zusammen mit Neuhof, Hildesheimer Wald und  Barienrode den Status einer  selbständigen ev.-luth. Gemeinde. 


Orgel-Empore, darunter: Bildnis des Gekreuzigten - gemalt von
Julie von Egloffstein (1824): Nachbildung  des Originals von
Guido Reni (1575-1642)
Marienrode und Goethe
Henriette von Egloffstein brachte aus erster Ehe drei Töchter mit - Caroline, Julie und Auguste, die zum Kreis um Johann Wolfgang von Goethe gehörten. Ihre Gräber sind in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Wallfahrtskapelle.

1992: Ausstellungen in Hildesheim und Weimar:
Julie von Egloffstein"Goethes glückliche Zeichnerin"
 
(Yvonne Friedrichs - Frauen-Kulturarchiv


Roemer-Museum, Hildesheim / Manfred Boetzkes (Hg.):

Goethes glückliche Zeichnerin? Das unvollendete Künstlerleben der Julie von Egloffstein (1792-1869). [Katalog zur Ausstellung des Roemer-Museums Hildesheim und des Goethe-Nationalmuseum, Weimar].
 (= Kataloge des Roemer-Museums) 1992


(47) Von so zarten Miniaturen,
Wie der schönen Hand sie glücken,
Schreitest du auf breitre Spuren,
Wichtiger umher zu blicken.

Heil den ernsteren Geschäften!
Seligen Erfolg zu schauen,
Einigest zu Mannes Kräften
Liebenswürdiges der Frauen. 

(48) Abgeschlossen sei das Buch,
Es enthält fürwahr genug;
Was davon dich kann erfreuen,
Wird sich immerfort erneuen.
Und was mag dem Scheiden frommen
Als ein baldig Wiederkommen? 
(Gutenberg-Projekt, Gedichtausgabe letzter Hand)


  • Inschrift vor dem Friedhofseingang zu den Egloffstein-Gräbern
    Grabmal der Henriette von Egloffstein und ihren drei Töchtern

    Wiederaufleben der Klostertradition
    Im Jahre 1988 gelang es unter Federführung des Bistums Hildesheim, die Ordens-Spiritualität des ehemaligen Klosters wieder zu beleben. In einen Teil des Gebäudekomplexes zogen Benediktinerinnen aus der Hildegard-Abtei Eibingen ein. Seitdem prägen das Stundengebet der Nonnen in der Klosterkirche und die Möglichkeit der Meditation und Besinnung für Gäste Marienrode in besonderer Weise.
    Mehr zum 
    Benediktinierinnenpriorat Marienrode: hier 



    Von den Zisterziensern angelegter Teich

    Die 850 Jahrfeier des Klosters 1975
    Marienrode - Blick vom Klingenberg (Merian-Stich, in Topographia Saxoniae 1653)


    Reinhard Kirste: Kloster Marienrode - zwischen gestern und morgen (1977)


    Literatur
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    1. Allgemein

    2. Marienrode
    Helmut von Jan: 850 Jahre Kloster Marienrode.
     Hildesheim: Gerstenberg 1975, 24 S., Abb.
    Rundgänge - Sehenswürdigkeiten

    CC 



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