Mutmaßliche Darstellung Plotins auf einem Sarkophag im Museo Gregoriano Profano, Vatikanische Museen (wikipedia: Plotin) |
Der Philosoph Plotin wurde um 205 im mittelägyptischen Lykopolis (heute Assiut) geboren. Er starb 270 in Minturnae (Süditalien). Er gilt als einer der größten griechischen Philosophen der Antike und als Begründer des Neuplatonismus, weil er die platonische Lehre neu interpretierte. Er verband dabei Körper und Seele, erkenntnismäßige und Sinnen orientierte Realität miteinander. Den Intellekt sah er als oberste Ebene der Seiendheit.
Diese ontologische Ebene gilt es zu überschreiten, um in die umfassende (metaphysische) Einheit des Seins zu gelangen.
Diese ontologische Ebene gilt es zu überschreiten, um in die umfassende (metaphysische) Einheit des Seins zu gelangen.
Vom Leben des Plotin ist nur wenig durch seinen Schüler Porphyrios (um 233 - 301/305) bekannt, der eine Biografie über ihn schrieb. Wesentliche Gesichtspunkte:
Ab 244 lebte Plotin in Rom, wo er eine Philosophenschule gründete und leitete. Er verfasste zahlreiche Schriften, die erst nach seinem Tode bekannt wurden, weil sein Schüler Porphyrios, diese in sechs Neunergruppen (Enneaden) aufgeteilt der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Der Neuplatonismus spielte in der gesamten Spätantike und im Mittelalter eine bedeutende Rolle. Besonders hervorzuheben ist hier die Schule des Proclus (412-485) in Athen. Islamische und christliche Philosophen und Mystiker beriefen sich auch in der Auseinandersetzung mit Aristoteles gleichermaßen direkt oder indirekt auf diese.
Ab 244 lebte Plotin in Rom, wo er eine Philosophenschule gründete und leitete. Er verfasste zahlreiche Schriften, die erst nach seinem Tode bekannt wurden, weil sein Schüler Porphyrios, diese in sechs Neunergruppen (Enneaden) aufgeteilt der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Der Neuplatonismus spielte in der gesamten Spätantike und im Mittelalter eine bedeutende Rolle. Besonders hervorzuheben ist hier die Schule des Proclus (412-485) in Athen. Islamische und christliche Philosophen und Mystiker beriefen sich auch in der Auseinandersetzung mit Aristoteles gleichermaßen direkt oder indirekt auf diese.
Der humanistische Platoniker Marsilio Ficino (1433-1499) übersetzte zwischen 1484–1486 Plotins Schriften ins Lateinische und kommentierte sie anschließend aus der Perspektive seines christlichen Neuplatonismus.
Auch die christliche Mystik nahm neuplatonisches Gedankengut auf. So lassen sich viele Bezüge bei Meister Eckhart zu Plotin (im Zusammenhang mit Dionysios Areopagita) nachweisen:- Neuplatonismus in der Renaissance:
Antike Philosophie und christliche Religion -Marsilio Ficino an der Renaissance-Schnittstelle
zwischen Antike und ModerneJutta Eming und Michael Dallapiazza (Hg.), unter Mitarbeitvon Falk Quenstedt und Tilo Renz:Marsilio Ficino in Deutschland und Italien:
Renaissance-Magie zwischen Wissenschaft und LiteraturReihe: Episteme in Bewegung 7 - Wiesbaden: Harrassowitz,2017. VIII, 291 S. (kein Register)
Rezension >>> - Christoph Elsas: Mystik in der Globalisierung.
Diskurs und Traditionen der Chaldäischen Orakel
im Kontext heutiger Religionsbegegnung. - Daniel Velázquez und Alberto Ross (eds.):
Time and Cosmology in Plato and the Platonic Tradition.
Reihe: Brill's Plato Studies Series, Band: 9.
Leiden: Brill 2022, I-IX, 218 pp. + indices
Gunther Fenge: Plotin und Meister Eckhart - - über die Verwandtschaft im Denken der Einheit.
Vortrag im Studienkreis Meister Eckhart am 23.01.2012 - Signe Schneider: Die drei Stufen: Plotin, Dionysius und Meister Eckhart.
Diplomarbeit, Universität Wien.
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät 2011, 119 S. - Kurt Ruh: Die mystische Gotteslehre des Dionysius Areopagita.
Vorgetragen am 6. Februar 1987, 63 S.
BAYERISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN -
P H I L O S O P H IS C H - H I S T O R I S C H E K L A S SE .
S I T Z U N G S B E R I C H T E · JA H R G A N G 1987, H E F T 2 - Mehr zu Dionysios Areopgagita (frühes 6. Jahrhundert) >>>
- Elsayed Elshahed: Widerhall Plotins in der islamischen Philosophie
In: Europa und seine Muslime: Koexistenz im Schatten von Verschwörungstheorien.
Wien: Böhlau 2019,[549 S.], S. 279-280 - Hinrich Biesterfeldt: Arabischer Neuplatonismus
und islamische Theologie
– Eine Skizze. In Kleine Schriften von: Josef van Ess (3 vols), S. 2126-2143Reihe:
- Islamic History and Civilization, Band: 137. Leiden: Brill 2018
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- Zu den bedeutenden Neuplatonikern gehört auch Proclus (412-485)
Vgl.: Lucas Siorvanes:
Proclus. Neo-Platonic Philosophy and Science
Yale University Press 1996, XV, 315 pp., index - Mehr zum Neuplatonismus >>>
(Neoplatonism, Stanford Encyclopedia of Philosophy
In Plotins Philosophie kommen drei Hauptprinzipien zum Tragen:
"Das Eine, der Intellekt und die Seele. Die wesentlichen Inhaltspunkte
der Lehre Plotins waren daher:
"Das Eine, der Intellekt und die Seele. Die wesentlichen Inhaltspunkte
der Lehre Plotins waren daher:
- Der Zusammenhang von (Korrelationalität) von Ontologie und Kosmologie
- Das Wesen des Einen (weder seiend noch nichtseiend, sondern überseiend und jenseits aller Begrifflichkeit. Es kann aber erlebt werden und erinnert damit an die buddhistische Sunyata)
- Der Nous (Geist, Intellekt) - der oberste Bereich der Seiendheit oder Substanz (Ousia). Die Ideen existieren nur innerhalb des Nous.
- Die Hypostase oder Wirklichkeitsebene, der nicht sinnlich sichtbare Bereich des Seelischen.
- Materie und Körperwelt - neben der physischen Materie existiert eine geistige Materie, die an die niederen indischen Maya-Welten erinnert.
- Zeit und Ewigkeit mit Anlehnung an Platons Timaios
- Die Ethik - Erlangung und Pflege der Tugenden (aretaí) als zentrales Anliegen
- Die Seele als Individualisierung der Weltseele in der Körperwelt sowie ihr Abstieg und Aufstieg. Das Leben mit dem Körper ist für die Seele ein Übel.
- Die Logik - fünf Kategorien in Anlehnung an Platons Sophistes
- Die Auseinandersetzung mit der Gnosis
Plotin vertrat einen Monismus, der alle Phänomene und Vorgänge auf ein einziges immaterielles Grundprinzip zurückführte. Das Ziel seiner Philosophie war die Annäherung an das Eine, das Grundprinzip der gesamten Wirklichkeit, und letztendlich die Erfahrung der Vereinigung mit dem Einen. Das Mittel ist die vollkommene Versenkung in das Innere des Menschen. Die Seele fügt sich nicht wie in der Stoa in eine bereits bestehende Kausalität ein, sondern sie setzt selbst den Anfang einer Kausalkette.
Als Voraussetzung dafür betrachtete er eine konsequent philosophische Lebensführung. Das Glück beruht nicht auf äußeren Gütern, sondern ausschließlich auf dem vollkommenen Leben, der optimal verwirklichten philosophischen Lebensweise."
Plotins Schriften. Hamburg: Felix Meiner 1956 |
- Gesamttext der Enneaden (zeno.org) >>>
- Texte und Kommentare von und zu Plotin bei academia.edu >>>
Plotins Mystik im Kontext von Platonismus
und sethianischer GnosisZeke Mazur ( = Alexander J. Mazur, 1969 – 2016):
The Platonizing Sethian Background of Plotinus’s Mysticism.
Reihe: Nag Hammadi
and Manichaean Studies, Band: 98.
Leiden: Brill 2020, XVIII, 337 pp., index
Buchpräsentation mit Inhaltsverzeichnis >>>
- Luciana Gabriela Soares Santoprete (Universität Wien): Veröffentlichungen zu PLOTIN, Spätantike, Gnosis und Manichäismus
Cover: Szene am Nil, römisches Mosaik im antiken Präneste, heute: Palestrina (Latium) Italien |
- Dominic O'Meara: Une introduction aux Ennéades.
Traduit de l'anglais par Anne Callet-Molin.
Fribourg (CH): Editions Universitaires /Paris: Cerf 1992, 193 pp., index
Inhaltsverzeichnis der englischen Original-Ausgabe >>>
Plotinische Fragen |
- Enrique María Borrego Pimentel: Curstiones Plotinianas.
Biblioteca Teologica Granadina. Granada: Faculta de Teología 1994, 227 pp.
Índice / Inhaltsverzeichnis
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