Freitag, 17. April 2020

Philo von Alexandria und die hellenistische Wirkungsgeschichte

Philo - europäisches Fantasiebild von 1584
(wikipedia.en
)
Über das Leben des  jüdischen Philosophen und Theologen Philo von Alexandria (um 15 v. Chr. bis um 40 n. Chr.) ist wenig bekannt.
Philo muss  in der jüdischen Gemeinde von Alexandria eine wichtige Rolle gespielt haben. 
Sein Verständnis von Sein, Seiendem und Existenz hat jedoch für die weitere Philosophiegeschichte große Bedeutung. Weil der Mensch von sich aus, also ontologisch gesehen, ein Nichts ist, gilt es, den Weg zu einer wirklichen Existenz des Menschseins zu finden. Das kann nur mit der Hilfe Gottes geschehen. Er ist die Quelle der Freiheit, der Vernunft (Logos) und des Bewusstseins.  Darum dekonstruierte Philo bewusst die rationalistischen Muster des griechischen Denkens, weil sie durch die Betonung des Selbst  die göttliche Transzendenz zu wenig berücksichtigten.
Ihm ging es darum, mit Hilfe des Logos diese besondere Gottbezogenheit herauszustellen. Zwar lässt sich hier eine gewisse Nähe zu Plato erkennen, aber in seinem Transzendenzverständnis bleibt Gott dialektisch der große Unbekann
te, der doch dem Menschen nahekommt.

Philo wollte also die Philosophie als Dienerin der Offenbarung im Sinne einer Seinsmöglichkeit verstehen. Durch die Einarbeitung der Kategorien des griechischen Logos erhielt seine Hermeneutik eine umfassende, geradezu universale Weite.  Er ist der bekannteste Denker des hellenistischen Judentums und über das Judentum hinaus. Dies zeigt sich auch in der Wirkungsgeschichte des Neuplatonismus.




Philo von Alexandria: Die Werke in deutscher Übersetzung
Hg.:  Leopold Cohn / Isaak Heinemann / Maximilian Adler/ Willy Theiler.
Berlin u.a.: De Gruyter 1964, 2. Aufl., 7 Bände



  • Jean Daniélou: Philo of Alexandria.  
    Translated by James Colbert
    Eugene, Oregon (USA):
     Cascade 2014, 184 S.
  • Gerbern S. Oegema: Apokalypsen.
    Jüdische Schriften
    aus hellenistisch-römischer Zeit,
    Band VI. Supplementa.
    Hg.: Hermann Lichtenberger /
    Gerbern S. Oegemana.
    Einführung zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit.
    Gütersloher Verlagshaus 2001, 210 S., Register
  • Wilhelm Kelber: Die Logoslehre
    von Heraklit bis Origenes
    Stuttgart: Urachhaus 1976, 271 S., Register
    Inhaltsverzeichnis -  Gesamttext (PDF) >>>
  • John Peter Kenney (ed.): The School of Moses. Studies in Philo and Hellenistic Religion.In Memory of Horst R. Moehring.
    Atlanta, Georgia: Scholars Press 1995, XI, 182 pp.
  • Erkki Koskenniemi: Greek Writers and Philosophers in Philo and Josephus. A Study of their Secular Education and Educational Ideals. 
    Leiden: Brill 2019, X, 352 pp.
  • Atar Livneh:
    Studies on Jewish and Christian Historical Summaries
    from the Hellenistic and Early Roman Periods.

    Contribution to Biblical Exegesis & Theology 95
    Leuven: Peeters 2019, XIV, 183 S., index
  • Kenneth Schenck: A Brief Guide to Philo.
    Louisville, Kentucky: Westminster John Knox Press
    2005, IX, 172 pp., index
Lizenz: CC

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