Drüggelter Kapelle - Südseite |
Heilig Kreuz !
Das 1227 erstmals urkundlich erwähnte, aber wahrscheinlich ältere Gebäude lässt eine direkte Verbindung zu Ereignissen der Kreuzfahrerzeit vermuten, weil die Arnsberger Grafen zu jener Zeit in überregionale Ereignisse direkt eingebunden waren. Sie trugen den Ehrentitel:
Vorfechter zwischen
Rhein und Weser
für das Heilige Römische Reich.
Mehr im Bericht von Achim Gieseke (Westfalenpost, 29.09.2017)
Ehem. Klosterkirche Wedinghausen in Arnsberg |
In diesem Zusammenhang wurden auch die Drüggelter Höfe veräußert. In der Drüggelter Kapelle wiederholte der Graf 1217 noch einmal seinen Schwur vor versammelten Rittern und Adligen, ehe er mit ihnen zum Kreuzzug nach Damiette aufbrach. Er kehrte allerdings vorzeitig 1221 zurück.
Vgl. Helmut Lahrkamp: Mittelalterliche Jerusalemfahrten und Orientreisen westfälischer Pilger und Kreuzritter.
Westfälische Zeitschrift 106, 1956 ,
S. 269-346
Kapelle Drüggelte: Innerer und äußerer Säulenkranz |
Der kleine Zentralbau der Drüggelter Kapelle ist eine architektonische Besonderheit:
Im Innern sieht man zwei ungleiche konzentrische Säulenringe aus 4 bzw. 12 Säulen und ringförmiger Tonnenwölbung. In diese schneiden die Stichkappen des Kreuzgewölbes ein. Die Säulen (aus dem grünen "Soester" Kalkstein ) tragen schön verzierte Kapitelle.
Das innere Zentrum des Zentralbaus - wie eine Hl. Grab-Kapelle |
Äußerer Säulenkranz |
Sorgsam ausgearbeitete Kapitelle |
Eine originale Truhe aus dem 13. Jahrhundert lässt Gedankenspiele darüber frei, was wohl die Kreuzfahrer aus dem Heiligen Land mitgebracht haben könnten ...
Die Spekulationen um geistige und spirituelle Zusammenhänge gehen sogar soweit, ob hier nicht sogar eine Nähe zu den Katharern abzunehmen ist. Allerdings leuchten eher mögliche Kontakte von Gottfried II. von Arnsberg zu den Templern ein.
Eicherne Baumladetruhe aus der Erbauungszeit (13. Jh.) |
Der berühmte preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel schreibt auf Grund seines Besuches in Drüggelte 1833 in seinen Reisenotizen fasziniert, dass er die Kapelle für „das älteste Bauwerk des Landes in Baptisterienform“ sowie „eines der merkwürdigsten Werke aus der Urzeit deutscher Kulturanfänge“ halte.
Aber Drüggelte war kaum eine Baptisterium, auch wenn die Taufkapelle in der Kirche Maria zur Höhe in Soest in manchem an Drüggelte erinnert; aber es gibt keinen Hinweis auf einen Taufstein. Wir stehen sicherlich auch nicht vor einem heidnischen Bauwerk.
Taufkapelle in der Kirche Maria zur Höhe, Soest |
seine Geheimnisse weiter für sich ...
Aber die Besucher sind angesichts der beeindruckenden Akustik eingeladen, hier intensiv besinnend und vielleicht auch singend zu verweilen.
Da der Zentralbau der Drüggelter Kapelle vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet wurde, kann man darüber spekulieren, ob sie in gewisser Weise das Heilige Grab,der Grabeskirche in Jerusalem nachbildet. Immerhin ist sie nach dem "Heiligen Kreuz" benannt. Wie dem auch sei: Die vielen Heiligen Grab-Nachbildungen zeigen, dass sich hier die Frömmigkeit bildlich dem Geheimnis des Todes Christi anzunähern versucht.
Das "Original": Die Grabeskirche in Jerusalem (wikipedia)
Weitere Kreuzzugsreminiszenzen (?): Heidentürme - nicht nur in Rheinhessen
(Dokumente und Diskurse)
(Dokumente und Diskurse)
Berühmte Nachbildungen des Heiligen Grabes im
deutschsprachigen Raum
deutschsprachigen Raum
Kirche St. Michael in Fulda, eine der ältesten Nachbildungen des Hl. Grabes (Wikipedia) |
Heilig-Grab-Kapelle (um 1250) - Im Innern: Christus und Ecclesia (die Kirche als Braut Christi oder Kaiser Otto I. (912-973) und Ehefrau Edgitha - Dom zu Magdeburg >>> |
Heiliges Grab (um 1260) in der Mauritiusrotunde des Münsters zu Konstanz |
Heiliges Grab in der ehem. Kapuzinerkirche Eichstätt (wikipedia) |
Grabkapelle - Heiliges Grab in Görlitz (wikipedia) |
Heiliggrabkirche auf dem Virgl bei Bozen (wikipedia) |
Heilig-Grab-Kapelle in Spinges, Südtirol (wikipedia / Bild: wikimedia) |
1. Literatur zur Drüggelter Kapelle
- Drüggelter Kapelle (möhne.net)
- Familie Fleischer-Amteroth: Die Drüggelter Kapelle - keine Katharerkapelle (2012, 8 S., Abb. - mit Vergleichen zu anderen Kirchen mit ähnlichen Bauformen)
- Rainer Padligur: Die Drüggelter Kapelle - ein geomantisches und radiästhetisches Kleinod in Westfalen. (Homepage Rainer Padligur,
abgerufen 02.05.2019) - Veranstaltungen:
Drüggelter Kunststückchen 2019
- Heiliges Grab - Nachbildung (wikiwand)
- Eine kleine Kulturgeschichte der Heiligen Gräber:
Reise nach Jerusalem
Carola Nathan, in Monumente, April 2015 Ursula Röper (Hg.), Martin Treml (Hg.)
(Zugleich: Schriftenreihe des Museums Europäischer Kulturen, Bd. 13)
Berlin: Lukas-Verlag 2014, 172 S., zahlreiche Abbildungen
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