Sonntag, 14. April 2019

Die Templer-Komturei in Coulommiers (Brie)


Coulommiers: Komturhaus, St. Annen-Kapelle und Taubenhaus
Die Komturei (Kommende, Commanderie) Coulommiers in der Champagne - westlich von Meaux - wurde wie viele der Templer-Niederlassungen in der Kreuzfahrerzeit des 12./13. Jahrhunderts gegründet, und zwar zwischen 1172 und 1173 auf einem von Henri, dem Pfalzgrafen von Troyes in der Champagne, gestifteten Land. Die Komtureien bildeten ein  ökonomisch-spirituelles Netzwerk mit den ritterlichen Aufgaben, Menschen auf ihren Wegen zu schützen, und zwar im Heiligen Land wie in Europa. Das Anwesen Coulommiers ist vollständig erhalten und gibt damit einen authentischen Eindruck einer Templer-Kommende wieder: Haus des Vorstehers (Komtur), Kapelle, Ställe, landwirtschaftliche Gebäude und Gärten. 
Wie viele Templer-Komtureien wurde Erhalt und Ausbau überwiegend durch die umgebende Landwirtschaft und entsprechende Handelstätigkeiten gesichert. So gab es auch in der nahe gelegenen Stadt Provins einen Landwirtschaftsbetrieb. In Folge des Inquisitionsprozesses gegen die Templer und ihre Auslöschung durch das Konzil von Vienne im Jahre 1312 wurde Coulommiers an die Johanniter übertragen. Die Ordenseinrichtung bestand bis zur Französischen Revolution. Die Komturei wurde zum nationalen Eigentum  erklärt und an einen Landwirt verkauft. Die Kapelle diente als Scheune
Während der Französischen Revolution wurde das gesamte Anwesen zum nationalen Eigentum erklärt und an einen Landwirt verkauft. Die Kapelle wurde entweiht und in eine Stroh- und Heuscheune verwandelt. Der Ort wurde nun als Hof des Hospitals bezeichnet (zur Erinnerung an die früheren Besitzer, den Hospitalorden der Johanniter). Schließlich kaufte die Stadt Coulommiers das vom Abriss bedrohte Anwesen. Nur durch das Engagement eines örtlichen Vereins wurde die Komturei in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch weitere Unterstützer in Verbindung mit  "Les Amis du Musée du Papier" gerettet und weitgehend wieder hergestellt. Sie ist damit zu einem weiteren Zeugnis der reichhaltigen kulturellen Geschichte der Champagne geworden.


Eine "Zweigstelle" des Ordens war übrigens die nahe gelegene "Grange Bibartaut", also ein landwirtschaftliches Anwesen, das zu einer eigenen Komturei erhoben wurde.
In ihrer Struktur erinnert die Komturei Coulommiers sehr an diejenige in Wettin-Mücheln bei Halle/SaaleMehr zur Komturei Mücheln: hier

Die Stadt Coulommiers mit der Komturei oben rechts
Kupferstich um 1600
Komturei-Rückseite: St. Annen-Kapelle, Komturhaus
Gesamtanlage: Landwirtschaftsgebäude vorn, dahinter Komturhaus und St. Annenkapelle, mittelalterlicher Garten (rechts) --- Foto: Office du Tourisme Coulommiers

St. Annen-Kapelle mit kleiner Ausstellung zur
Geschichte der Templer

Tempelritter zu Pferde. Fresko an der Ostseite der Kapelle


Kapitelsaal der Komturei


CC


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