Darüberhinaus war er stark am religiösen praktischen Leben interessiert. Die einzelnen Loci, also die jeweiligen Glaubensthemen, enden darum auch immer mit einem Abschnitt zum Gebrauch: "de usu". In der Nachwirkung seines Lehrers Johann Arndt hat er auch Erbauungsliteratur verfasst. Besonders bekannt geworden sind seine "Meditationes sacrae"
In den theologischen Konflikten seiner Zeit hielt er sich polemisch weitgehend zurück und suchte stattdessen eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung. Das zeigt sich besonders in seiner kritischen Analyse der Werke des Jesuiten und Kardinals Robert Bellarmin (1542-1621). Dieser war der Hauptverfechter der vom Tridentinum entwickelten Kirchenlehre.
Führend war Johann Gerhard in der Abwehr der Lehre des lutherischen Theologen Hermann Rahtmann aus Danzig. Dieser trennte die Auslegung der Bibel von der Einwirkung des Heiligen Geistes: Vor dem Verstehen der biblischen Texte ist der direkte Empfang des Heiligen Geistes notwendig (Rahtmannscher Streit).
Loci Theologici, 1. Band. Frankfurt & Hamburg 1657: Hl. Schrift, Gotteslehre, Hl. Geist, Person und Auftrag Christi Bayerische Staatsbibliothek digital >>> |
- Johann Gerhard: Überblick zu Leben und Werken bei Wikipedia
- Johann Gerhard - Ökumenisches Heiligenlexikon
- Loci Communes, 9 Bände, 1610-1625 (Online)
- Meditationes Sacrae oder Heilige Betrachtungen ..., 1603-1604 (Online)
- Biblische Hermeneutik und Geistzeugnis
in scholastischer Begrifflichkeit:
Johann Gerhard & Robert Bellarmin im Vergleich - Disputationes de controversiis christianae fidei adversus hujus temporis haereticos (Ingolstadt 1685)
- Opera Oratoria Postuma,, herausgegeben von Sebastian Tromp, Rom 1942ff.
Ausgabe der Werke Bellarmins, Bd. 7 - Köln 1617 |
- Reinhard Kirste:
Johann Gerhard: Lutherische Hermeneutik
zwischen dogmatischer Verfestigung und Geistinspiration
(Ein-Sichten) - Reinhard Kirste:
Biblische Hermeneutik im Horizont des Heiligen Geistes.
Anstöße aus der lutherischen Orthodoxie (Ein-Sichten) - Markus Friedrich / Sascha Salatowski / Luise Schorn-Schütte (Hg.):
Konfession, Politik und Gelehrsamkeit.
Der Jenaer Theologe Johann Gerhard (1582-1637) im Kontext seiner Zeit.
Gothaer Forschungen zur frühen Neuzeit, Band 11.
Heidelberg: Steiner 2017, 280 S.
Info: Universität Erfurt >>>
>>> "Katalog der Handschriften aus den Nachlässen der Theologen Johann Gerhard (1582-1637) und Johann Ernst Gerhard (1621-1668).
Wiesbaden: Harrassowitz 2017, 721 S.
>>> Johann Gerhard in der Forschungsbibliothek Gotha (Blog) - Walter Sparn: Religiöse Toleranz aus politischer Klugheit.
Johann Gerhard und Theophil Lessing als lutherische Voten zur Religionspolitik (Vortrag, Gotha 2013) - Paolo Astorri: Lutheran Theology
and Contract Law in Early Modern Germany
(ca 1520 - 1720). Paderborn: Schöningh 2019, XX, 657 pp.
Lutherische Theologen der altprotestantischen Dogmatik
mit Bezug zu Johann Gerhard und Weiterentwicklungen
- Gottfried ARNOLD (1666-1714)
--- Hans-Martin Kirn:
Gottfried Arnold, Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie
(1699-1700) --- NTT Journal for Theology and the Study of Religion,
Volume 74, Number 3, 1 July 2020, pp. 285-295(11) - Martin CHEMNITZ (1522-1586)
- Matthias FLACIUS, gen. Illiyricus (1520-1575)
- Matthias HAFENREFFER (1561-1619): Loci theologici,
certa methodo ac ratione in tres libros tributi.
Wittenberg: C. Berger und Z. Schürer für J. Schmidt 1607, 840 S., Indices,
1 gefaltetes Textblatt: Antithesis Doctrinae Christianae & Calvinaenae
Matthias Hafenreffer: Loci Theologici, Ausgabe Wittenberg 1607 |
- Ägidius HUNNIUS (1550-1603)
- Leonhart HUTTER (1563-1616)
- Matthäus JUDEX (1528-1564)
- Balthasar MENTZER (1565-1627)
- Johann WIGAND (1523-1587)
Der theologische und spirituelle Einfluss von Johann Arndt (1555-1621)
Die berühmte und einflussreiche Schrift "Vom wahren Christentum".. zuerst 1740 erschienen, mehrfach erweitert und mit dem "Paradies-Gärtlein" verbunden. Man kann sie als Vorläufer für den aufkommenden Pietismus ansehen. Hier eine Ausgabe ohne Jahresangabe, 19. Jahrhundert. |
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