Mittwoch, 4. Dezember 2019

Mayors for Peace - Bürgermeister für den Frieden: Weltweites Engagement zur Abschaffung der Atomwaffen


In der internationalen Organisation Mayors for Peace / Bürgermeister für den Frieden haben sich weltweit Städte miteinander verbunden, die die Förderung des Friedens in besonderer Weise als ihre Aufgabe betonen. Dieser Zusammenschluss entstand 1982 auf Initiative des damaligen Bürgermeisters von Hiroshima Takeshi Araki, weil am 6. Mai 1945 durch die Atombombenangriffe etwa 140.000 Menschen getötet wurden. Jedes Jahr gibt es am Friedensdenkmälern in Hiroshima und Nagasaki besondere Gedenkveranstaltungen. 
Der derzeitige Bürgermeister von Hiroshima, Kazumi Matsui, ist seit seiner Amtseinführung im April 2011 Präsident der "Mayors of Peace" (Homepage)>>>

Auf Grund dieser Initiative haben seitdem Bürgermeister aus der ganzen Welt unterschrieben. Wenn sie für ihre Stadt unterzeichnen, bedeutet das, dass sie die Aufnahme von Verhandlungen über die Abschaffung von Atomwaffen bis zum Jahr 2020 unterstützen.
Der Lichtkünstler Leo Lebendig hat dafür ebenfalls eine Initiative gestartet:
Rings of Peace --- Details >>>


In Deutschland hat sich besonders die Stadt Hannover für diese Friedensinitiative stark gemacht. Sie war bereits zum dritten Mal Gastgeberin für die Exekutivkonferenz am 11./12. November 2019 --- Bericht >>> 

Liste der Städte, die die als Mitglieder dieser Friedenskooperative angehören >>>Am 1. Dezember 2019 waren es 7854 Städte aus 163 Ländern
Aus Deutschland sind 673 Städte dabei. 


CC



Sonntag, 29. September 2019

Sterben, Tod und Jenseits im Alten Ägypten

Selket - Göttin der Heilkundigen  
Aus dem Grabschatz
des Tutanchamun, um 1335 v. Chr,
Original im Ägyptischen Museum, Kairo
"Wie die Menschen in vielen anderen Kulturen waren die alten Ägypter bereits seit ältester Zeit der Überzeugung, dass ein Weiterleben nach dem Tode möglich sei. Diese jenseitige Existenz stellten sie sich als ein Spiegelbild des diesseitigen Lebens vor, und der Tod war nur der Übergang in eine neue Daseinsform. Das Fortbestehen im Totenreich war jedoch unabdingbar verbunden mit der Konservierung des Körpers. Nach der altägyptischen Vorstellung trennte sich die Seele in Gestalt des sogenannten Ba-Vogels zunächst von dem Körper und ließ ihn als seelenlose Hülle zurück. Erst nach der Mumifizierung und den Ritualen zur Wiederbelebung war der Körper bereit, die Seele wieder aufzunehmen. Durch diese Vereinigung von Körper und Seele sollte der Verstorbene in die Lage versetzt werden, im „schönen Westen“, wie das Jenseits auch genannt wurde, in Ewigkeit zu existieren".
  (aus "Staatliche Museen zu Berlin [Hg.]:
Ägyptisches Museum und Papyrusssammlung)
 




Aus dem Totenbuch des Cha, ca. 1400 v.Chr.,
Text: Formeln der Verwandlung, damit der Verstorbene
 im Jenseits sich in verschiedene Wesen verwandeln kann.
Original im Ägyptischen Museum Turin


Eine Tote im Gebet, Papyrus zwischen 1095 un d950 v. Chr.
Aus dem Totenbuch der Cheritwebechet, Papyrus 133
Original im Ägyptischen Museum Kairo,
abgedruckt in: "Die Altägyptische Zeichnung" (1988), Nr. 59













































Aus dem Totenbuch des Wirtschaftsvorstehers 
Amun-em-wija. --- 21. Dynastie: 1071 - 946 v. Chr. ---
Papyrus Berlin 3127, Original im Neuen Museum Berlin

Dieses Totenbuch ist wie alle  ägyptischen "Jenseitsführer" eine Sammlung von Zaubersprüchen, Beschwörungsformeln und liturgischen Anweisungen
für die Reise in das Jenseits.
Der Tote muss auf dem Weg dorthin mehrere Prüfungen bestehen
und kommt vor ein Totengericht (Detailbild 2).
Erst  nach Bestehen aller Prüfungen kann sich die Seele
mit ihrem Leichnam, der Mumie, in der Unterwelt vereinigen (Detailbild 3).




Gesamtansicht des altägyptischen Jenseitsführers (Kopie): 178 x 26 cm 
Die Reise des Sonnengottes durch den Nil in die Nacht und seine Wiedergeburt am nächsten Morgen:
Ein ägyptisches Grundmuster von Leben, Sterben und Weiterleben nach dem Tod.






    Lizenz: CC 



    Montag, 23. September 2019

    Sihlcity-Kirche in Zürich - Rastplatz der Seele (aktualisiert)


    Zürcher Einkaufszentrum Sihlcity (2012) - wikipedia
    An diesem Ort - geprägt von Shopping und Schaulust -  gibt  es eine Oase der Stille und der Besinnung: Die Sihlcity-Kirche



    Sie lädt Nicht-Glaubende und Glaubende aller Religionen ein, den äußerlichen Trubel hinter sich zu lassen und aufzuatmen - ein Rastplatz der Seele - Einhalten vor Gott.
    Darum gibt es auch Möglichkeiten zum Gespräch und zur Seelsorge.
    Pfarrer Jakob Vetsch und sein ökumenisches Team sind dabei achtsame Begleiter.

    Leider wird in absehbarer Zeit dieses beeindruckende Stille-Zentrum wegen mangelnder
    Besucherzahlen schließen müssen. Bericht: Limmattaler Zeitung, 30.06.2017


    Neben den ausgelegten Texten und Bildern vor Ort gibt es für Interessierte jede Woche ein Rastwort als E-Mail-Gruß, verbunden mit einem Foto zur optischen Vertiefung.

    Vorraum mit Glocke und Eingangstür mit Symbolen der Religionen

    Zwei Rastworte aus dem Monat April 2018

    "Weißt du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr leitet?" Römer 2,4
    Zu dir darf ich kommen ...
    Guter Gott, du hast dein Gebot in Stein gemeisselt.
    Du hast dein Evangelium in mein Herz geschrieben.
    Du umgibst mich mit deiner Liebe.
    Du lässt deine Kraft in mir wirken.
    Zu dir darf ich kommen mit meinem fröhlichen Lachen –
    Du legst Freude in mich.
    Mit meinen Tränen – du tröstest mich.
    Mit meinem Kummer – du kümmerst dich.
    Mit meiner Hoffnung – du gibst ihr Kraft.
    Bei dir bin ich geborgen; bei dir bin ich daheim.
    Mit vollem Herzen komme ich vor dich.
    Ich bringe dir meinen Dank und meine Klage.
    Ich bitte dich in meiner Verzweiflung und meiner Hoffnung:
    Steh mir bei; befreie mich.
    Stärke das Vertrauen in meinem Herzen
    durch deinen Heiligen Geist. – Amen.
                                                                         Gebet der Losung zum 06.02.2018    


    Raum der Stille mit Glasfenster von Hans Erni: "Begegnungen"
    "All eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch."  1. Petrus 5,7 
    Hier stehen wir
    Mit beiden Füssen in ausgetretenen Schuhen
    und mit schweren Gedanken –
    ganz und gar geerdet.
    So ist unser Leben, immer wieder.
    Und zugleich stehen wir hier,
    wollen unser Herz erheben
    über die Wolkendecke
    der alltäglichen Unwägbarkeiten
    und tragen in uns die Sehnsucht
    nach gelingendem Miteinander und Füreinander,
    nach dem Ich und Wir in gehimmelter Heiterkeit.
    Irgendwo zwischen Himmel und Erde
    suchen wir Frieden, der trägt,
    suchen wir Leichtigkeit, die erhebt.
    Berühr unsere Füsse und unsere Gedanken
    mit der Liebe, die alles umarmt,
    die alles trägt, die alles hofft.
                                                   Gebet der Losung zum 14.01.2018


    Leider musste dieses beeindruckende Stille-Zentrum
    wegen mangelnder 
    Besucherzahlen schließen ...
     
    Bericht: Limmattaler Zeitung, 30.06.2017



    Freitag, 20. September 2019

    Sessenheim im Elsass - ein kleiner Ort und eine große Liebe (aktualisiert)

    Goethe - Farbseriegraphie
    von Andy Warhol, 1982
    Der kleine elsässische Ort Sessenheim  ist durch die Liebesgeschichte des Straßburger Jurastudenten Johann Wolfgang Goethe mit der Pfarrerstochter Friederike Brion berühmt geworden. Ein Jahr dauerte die Romanze, von Oktober 1770 bis zum August 1771 - gemeinsame Ausflüge, Kahnfahrten, Spaziergänge. 
    Der Dichter hat seine Zeit in Straßburg und die Gemeinsamkeiten sowie die letzte Begegnung mit Friederike in Dichtung und Wahrheit beschrieben (insbesondere II,9+10; III,11+12) und schildert diese Liebe auch in seinen Briefen. 1779 schreibt er: Sie "hatte mich ehmals geliebt, schöner als ich verdiente". Es war dann ein Abschied mit Tränen in ihren Augen und Übelkeit in seinem Magen. Mit einem schlechten Gewissen reiste der inzwischen promovierte Jurist ab. Das Ende der Beziehung teilte er recht unschön in einem Brief aus Frankfurt mit. Friederike hat nie geheiratet und starb 1813 in Meissenheim auf der anderen Rheinseite. Dort war ihr Schwager Pfarrer. Auf ihrem Grabstein steht: Ein Strahl der Dichtersonne fiel auf sie, so reich, dass er Unsterblichkeit ihr verlieh.
    Vgl. Dichtung und Wahrheit, Kap. 2, Dritter Teil >>>

    Pfarrhaus von Sessenheim 1770
    (Rötelzeichnung Goethes) --- wikipedia

    Die Scheune des alten Pfarrhauses



















    Goethe hat den Abschied von Friederike so nachklingen lassen:

    Es schlug mein Herz; geschwind zu Pferde!
    Es war gethan fast eh’ gedacht;
    Der Abend wiegte schon die Erde
    Und an den Bergen hing die Nacht:

    5
    Schon stand im Nebelkleid die Eiche
    Ein aufgethürmter Riese da,
    Wo Finsterniß aus dem Gesträuche
    Mit hundert schwarzen Augen sah.

    Der Mond von einem Wolkenhügel
    Sah kläglich aus dem Duft hervor,
    Die Winde schwangen leise Flügel,
    Umsaus’ten schauerlich mein Ohr;
    Die Nacht schuf tausend Ungeheuer;
    Doch frisch und fröhlich war mein Muth:

    15
    In meinen Adern welches Feuer!
    In meinem Herzen welche Gluth!

    Dich sah ich, und die milde Freude
    Floß von dem süßen Blick auf mich;
    Ganz war mein Herz an deiner Seite

    20
    Und jeder Athemzug für dich.
    Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
    Umgab das liebliche Gesicht,
    Und Zärtlichkeit für mich – Ihr Götter!
    Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht!


    25
    Doch ach schon mit der Morgensonne
    Verengt der Abschied mir das Herz:
    In deinen Küssen, welche Wonne!
    In deinem Auge, welcher Schmerz!
    Ich ging, du standst und sahst zur Erden,

    30
    Und sahst mir nach mit nassem Blick:
    Und doch, welch Glück geliebt zu werden!
    Und lieben, Götter, welch ein Glück!
                                                                                                   (Gedichtfassung von 1827)

    Weiteres in: Das Elsass und Goethe (Deutsche Welle, 15.08.2017) >>>

    Gedichte, die Goethe wahrscheinlich in Sessenheim geschrieben hat.

    Zahlreiche private Sammlerstücke als Zeitzeugen dieser intensiven Liaison motivierten 1890 Wilhelm Gillig zur Gründung eines privaten Goethe-Museums.
    Viele Originalschriften wie Gedichte, Briefe aus jener Zeit, Bilder und Stiche, eine umfangreiche Bibliothek mit Goethe-Büchern sowie Kanzel, Kreuz und Wetterhahn der alten Sessenheimer Kirche gehören zu den ausgestellten Exponaten. Die damaligen Kirchenbänke finden übrigens heute Verwendung im Restaurant gegenüber der Kirche.



    Die ev. Kirche von Sessenheim

    Inneres der Kirche:
    Goethe war hier im Sonntagsgottesdienst.

    In Sessenheim (von Goethe immer Sesenheim genannt) scheint sich seit damals nicht viel verändert zu haben; aber die Besucher finden viele Orientierungshinweise, um so den Spuren der beiden Liebenden stimmungsvoll nachzugehen. 


    Die alte Wache als Goethe-Memorial gestaltet -
    neben dem ehemaligen Pfarrhaus


    Nachsinnen im Inneren der Goethe-Gedenkstätte: Begegnung mit dem französischen Geistesleben
    - L'Éveil du Génie - das Erwachen des Genies

    CC