Freitag, 28. April 2017

Machtsicherung durch religiöse Legendenbildung: Hatschepsut, Augustus, Konstantin

Zu allen Zeiten haben Herrscher versucht, ihre Macht durch die Nähe zu den Göttern zu stärken und zu sichern. In der Antike gibt es dazu viele Beispiele.
Drei Herrscher/innen aus verschiedenen Zeitepochen seien hier vorgestellt:



Hathor im Totentempel
der Hatschepsut
(Wikipedia)
Die Pharaonin Hatschepsut
aus dem Ende der 18. Dynastie Ägyptens.
Sie krönte sich 1475 v. Chr. selbst zum Pharao und leitete sich direkt von der Göttin Hathor her, indem sie ihre göttliche Herkunft mit der entsprechenden Geschichte belegte.

Hatepschut, die Unmögliche
(GEO-lino, abgerufen, 27.04.2017) 


Ihr Totentempel im Tal der Könige (südliches Ägypten) gibt davon Zeugnis.
Totentempel der Hatschepsut (Wikipedia)

Die oft als Kuh dargestellte Göttin Hathor präsentiert das Leben in seinen vielfältigen Formen und damit auch die Macht über den Tod.  Sie trägt in ihren mondförmigen ausgerichteten Hörnern die Sonnenscheibe. In den Hatschepsut-Darstellungen wurde diese Symbolik z.T. übernommen. 



Gaius Octavius (Octavianus),
der spätere Kaiser Augustus
(63 v. Chr. bis 14. n.Chr.)
war als Erwachsener zum Adoptivsohn von Julius Cäsar geworden. Nach dessen Ermordung im Jahre 44. v.Chr. und der folgenden Vergöttlichung, bezeichnete sich Octavianus zwei Jahre später als Gottessohn

Augustus
als Oberster Priester
(Pontifex Maximus)
Nationalmuseum Rom
(Wikipedia)
Seit 38 bzw. 31. v. Chr. trug er zusätzlich den Titel Imperator im Namen, also: Imp. Gaius Iulius Divi filius Caesar und intensivierte den (hellenistischen) Kaiserkult
Er legitimierte damit  religiös verstärkend seine Weltherrschaft, die er zugleich als große Befriedungsaktion ansah ("Friedenskaiser"). In der christlichen Interpretation steht das Reich des Augustus im Gegenüber zum Friedensreich, das Jesus Christus aufrichten wird:
Kaiser Augustus - Stratege, Machtmensch, Versöhner (Deutschlandfunk, 20.08.2014).

Tatsächlich war Augustus der Zerstörer der alten Römischen Republik und der Schöpfer einer diktatorischen Ordnung:
Roms erster Kaiser war ein Meister der Propaganda
(Welt N 24 vom 18.08.2014)


Konstantin der Große
wurde von einigen Legionen im Jahre 306 zum Kaiser des Römischen Reiches ausgerufen. Er baute Trier ( = Augusta Treverorum) zur Kaiserresidenz aus und sicherte damit seine Herrschaft über den westlichen Teil des Römischen Reiches gegen die anderen Kaiser-Prätendenten. Im Jahr 312 gelang es Konstantin, den Usurpator Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke in Rom zu besiegen. Weil ihm im Traum ein leuchtendes Kreuz erschienen war und er eine Stimme hörte, sah er Christus auf seiner Seite:
In diesem Zeichen [dem Kreuz] wirst du siegen. 

Das führte auch dazu, dem Christentum den Vorrang vor den alten Götterkulten zu geben.
Vgl. auch: Die römischen Götter und das Christentum (Buchrezension)


Die Milvische Brücke heute (Wikipedia)


CC